Pressebericht von Susanne Kühner, 2018.
Liedernacht auf hohem Niveau
Beste Unterhaltung: Moderne
Chöre sorgen bei MGV 1854 für Hörgenuss
Schifferstadt (suk). Sie waren
ein Hingucker auf der Bühne der Waldfesthalle und machten einfach gute Laune:
„aCHORat“, ein rund 25 Herren starkes Ensemble aus Harthausen. Erstmals dabei
hatten sie direkt neue Fans gefunden bei der Liedernacht der modernen Chöre des
MGV 1854, die mit der Qualität der Veranstaltung wieder eine deutlich Marke
setzte.
Zehn Chöre, je drei Lieder,
viele musikalische Genres. Wer am Samstag in die Waldfesthalle kam, durfte sich
über beste Unterhaltung freuen, die noch dazu abwechslungsreich war. Von der
Größe und der Besetzung waren die auftretenden Gruppierungen, die nicht nur aus
der Pfalz, sondern auch aus Baden-Württemberg kamen, so unterschiedlich wie es
die Lieder waren, die für den bunten Melodienabend vorgesehen worden waren.
Nur einmal gab es eine
Dopplung: Sowohl „Rainbow“, der moderne Chor der Chorgemeinschaft Speyer, als
auch „Vocalis“ vom AGV Liederkranz Sambach hatten „The Rhythm of Life“ mit
einem Text von Cy Coleman ausgewählt. Die zu Grunde gelegten Arrangements waren
unterschiedlich, so dass zwei verschiedene Klangwelten entstanden. Während die
Speyerer sich mit Roger Emerson und reiner Klavierbegleitung eher auf
traditionell gleitenden Wogen bewegten, nutzten die Sambacher die pfiffige
Richard Barnes-Variante zur instrumentalen Basis aus dem Lautsprecher.
Die Maßstäbe hoch legten
„Vocalis“ indessen mit ihrem letzten Stück: Sie wagten sie an die „Bohemian
Rhapsody“ der Kult-Band Queen – und bescherten bei präzisen Tempi- und
Lautstärkewechseln das Meisterstück in vollem Volumen. Ein großer Klassiker
wurde groß interpretiert.
„aCHORater“ Männerchor macht
mächtig Laune
Dass reine Männerchöre
durchaus in der Neuzeit funktionieren, stellte – wie anfangs angedeutet –
„aCHORat“ unter Beweis. Mit Timo Töngi steht den Harthausenern aber auch ein
leidenschaftlicher Kreativling vor, der mit Verstand und musikalischem Geschick
für Schwung sorgt. Eine regelrechte Musikrevue mit tiefherzigem,
energiegeladenem Gesang und vollem Körpereinsatz erlebte das Publikum in der
Waldfesthalle, das zu Recht nach Zugabe rief.
Mit purer Lebensfreude wurde
die A Cappella-Pop-Nummer „Das Rendezvous“ umgesetzt, nicht weniger
herzerfrischend gelang der Roger Cicero-Hit „Zieh die Schuh aus“, der den
Männern von Töngi auf den Leib arrangiert worden war. Dass am Ende noch Tom
Jones‘ „Sex Bomb“ aus der Songkiste geholt wurde, überraschte weniger, als dass
es begeisterte.
Ebenso wenig verwundert waren
die Zuhörer darüber, dass auch die folgende Gruppe namens „Abgefahren – der
Bahnstadtchor“ aus Heidelberg mächtig Eindruck machte. Der Chor des
Stadtteilvereins Bahnbach stand ebenfalls unter Töngis Leitung und setzte sogar
„Love Runs Out“ – den rhythmusreichen Megahit der amerikanischen Pop-Rock-Band
OneRepublic – nahezu hundert Prozent authentisch um. Beachtenswert: der Einsatz
der Solistin am Cajon, einer peruanischen Kistentrommel, der dem ganzen Stück
den notwendigen Antrieb gab.
Einen bemerkenswerten Einstand
bei der Liedernacht feierte „Mixtur“, der Chor des Kulturvereins Bellheim, der
ebenfalls Premierengast war. Leiterin Janina Moeller war mit Herz bei der Sache
und wagte mit ihren rund 30 Sänger*innen einen außergewöhnlichen Einstieg in
ihr Set: Der Begegnungs-Jodler von Lorenz Maierhofer zog durch die Halle – ein
tolles Klangerlebnis und ein einfallsreicher Auftakt, der gleichzeitig das
fabelhafte Niveaus des Chores ausdrückte.
So enttäuschte er auch in
Folge nicht. Unter die Haut ging das Annie Lenox-Stück „Into the West“, das
2003 zum Film „Der Herr der Ringe“ entstand. Von hoher Emotionalität und
Intensität geprägt war die Umsetzung, was zeigte, dass nicht nur Musik gemacht,
sondern diese auch empfunden wurde.
Auf Standards aus der
Chorliteratur setzten die ersten drei von Dagmar Kopf in souveräner Weise
angekündigten Gruppen. Musical-Macher Andrew Lloyd Webber wurde vom
Vocalensemble CHORios, dem modernen Chor der Liedertafel Hockenheim, unter
anderem zu Gehör gebracht.
Kalifornische Leichtigkeit und
luftigen Oldies
Auch die vier Schifferstadter
Formationen nutzten bekannte Melodien. Der Große Chor des
Paul-von-Denis-Gymnasiums hatte sich beispielsweise für Leonard Cohens
„Halleluja“ entschieden, der moderne Chor des MGV Concordia, Cantiamo,
arrangierten sich zwischen einem flotten “California Dreaming“ (The Mamas &
The Papas) und einem tragenden „The Rose“ (Bette Midler) und „Inspiration“, der
moderne Chor des MGV Klein-Schifferstadt bewegte sich zwischen den Prinzen
(„Alles nur geklaut“) und Ray Charles „(Hit the Road Jack“). Zum letztgenannten
Oldie, der locker-luftig ins Ohr ging, klappte das Kollektivschnipsen in der
Halle optimal.
Den eigenen Auftritt hoben
sich die Gastgeber nach gutem Brauch bis zum Schluss auf. „Da Capos“
Chorleiterin Danai Amann griff ebenfalls auf bekanntes Liedgut aus dem
Repertoire des modernen Chors der 1854er zurück und sorgte mit den Sänger*innen
zum wiederholten Mal an dem Abend in der Waldfesthalle für die an die Beach
Boys angelehnten „Good Vibrations“ – für beste Stimmung also.
Wie eng Sangesfreunde
zusammenstehen, zeigte anschaulich das gemeinsame Schlusslied. Rund 300 Frauen
und Männer drapierten sich auf kleinstem Bühnenraum und setzten zum letzten
musikalischen Aufruf des Abends an: „Clap your hands and sing Halleluja“ – das
ließ sich niemand zweimal sagen.